Der heutige Ausflug führt Euch in ein wunderschönes mittelalterliches village perché im Hinterland von Nizza, zeigt Euch die beste Aussicht der ganzen Côte d‘Azur und führt Euch auch an Orte, wo Ihr in all dem Trubel entschleunigen könnt.
Wir laufen durch enge Altstadtgassen in einem wunderhübschen mittelalterlichen Dorf und auch wenn dieser Ort in jedem Reiseführer steht, werdet Ihr ein paar Stellen finden, wo alle anderen vorbeilaufen.
Dazu gibt es eine Playlist, die die musikalische Untermalung für Euren Ausflug darstellt, damit Ihr jedes Mal, wenn Ihr die Lieder hört, ein Stück Urlaub im Alltag erlebt.
Bereit? Dann los!
Französische Benimmregeln
Savoir vivre heißt übersetzt “verstehen, zu leben”.
Wir verstehen darunter die Kunst zu leben, das Leben zu genießen, nicht alles so ernst zu nehmen, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen, im Moment zu leben.
Witzigerweise ein Missverständnis, denn in Frankreich bedeutet savoir vivre ein gutes Benehmen / gute Umgangsformen. “Verstehen zu leben” in dem Sinne, dass man weiß, wie man sich benimmt.
Höflichkeit wird hier groß geschrieben. Wenn Ihr in einem Restaurant essen geht, werdet Ihr merken, dass die Kinder nicht laut sind oder gar um die Tische rennen. Wenn Ihr im Supermarkt vor einem Regal steht, an das jemand möchte, dann werdet Ihr mit “Excusez-moi, Madame / Monsieur” angesprochen. Überhaupt werdet Ihr viele pardons und excusez-mois hören.
Und andauernd wird man zu irgendwas eingeladen: z.b. dazu, an der Endstation den Zug zu verlassen oder an öffentlichen Plätzen nicht laut zu telefonieren. Ein deutliches Verbot wird als unhöflich angesehen, aber die Invitation ist unmissverständlich.
Das alles ist Teil des französischen savoir-vivre. Wenn Ihr nach dem Weg fragen wollt, dann grüßt vorher freundlich und entschuldigt Euch danach für die Störung (Bonjour Madame / Monsieur, excusez-moi…) und bedankt Euch, bevor Ihr Euch verabschiedet. Bedanken dürft Ihr Euch überhaupt immer und mehrfach. Jedesmal, wenn der Kellner kommt und irgendwas macht – je nobler das Etablissement, desto öfter bedankt Ihr Euch. Überhaupt kann man sich in Frankreich nicht genug entschuldigen oder bedanken. Und immer einen guten Tag wünschen (bonne journée).
Nehmen wir an, Ihr kauft auf dem Markt ein und tretet an einen Stand heran. Dann sagt Ihr Bonjour Madame / Monsieur, bevor Ihr bestellt. Wenn Ihr fertig seid, sagt Ihr: c’est tout, merci (=das ist alles, danke). Dann nehmt Ihr Wechselgeld entgegen (merci), Eure Einkäufe an Euch (merci) und wenn Ihr geht: Au revoir, bonne journée, merci.
Am nächsten Stand wiederholt sich das Ganze.
Ach ja, etwas, das mich immer noch irritiert: Man wird mit “Madame” oder “Monsieur” angesprochen. Wenn Du als Frau / Mann z.b. in ein Geschäft gehst, begrüßt Dich die Verkäuferin mit Bonjour Madame / Monsieur. Gehen beide hinein, heißt es: bonjour monsieur dame. Die richtige Antwort ist ebenfalls je nach Geschlecht: Bonjour Madame / Monsieur.
Im Zweifelsfall einfach nett lächeln, höflich fragen, ob Englisch ok ist und ansonsten Handzeichen. So lange Ihr dabei lächelt :-). Viel Spaß mit dem französischen savoir-vivre!
Damit du dich gut zurechtfindest, hier eine kurze Einführung:
Im Inhaltsverzeichnis findest du die einzelnen Stationen, wenn du sie in anderer Reihenfolge erkunden willst, kannst du mit dem Inhaltsverzeichnis navigieren.
Ich habe absichtlich keine Strecke vorgeben, sondern gebe dir Adressen, denn ich will dir nicht die Entdeckerlust nehmen. Du sollst die Gegend erleben und dich frei bewegen. Wenn du irgendwo abbiegen willst, dann tu das einfach! Die einzelnen Station sind die Ziele, wie du hinkommst, entscheidest du selber. Sobald du eine Station ausreichend erkundet hast und weitergehen willst, habe ich dir unter “Hier treffen wir uns wieder” einen Punkt genannt, ab dem du wieder in die Tour einsteigen kannst.
Hab einen schönen Tag und ganz viel spaß!
*Wenn bei einem Ereignis wie z.B. Urlaub alle Sinne angesprochen werden, wird der Eindruck fester im Gedächtnis verankert, weswegen ich diese Musik ausgesucht habe.
Und auch, um Euch ein paar französische Interpreten vorzustellen. Also probiert mal, Euch mit der Musik unvergessliche Erinnerungen zu schaffen. (Hier geht‘s zur Spotify-Playlist)
Zazie – Speed
You & Me – Meute
Fleurie -Breathe
Diviners, Dom Robinson – Flowers
Ane Brun – One
Ihr könnt mit den Öffentlichen nach Éze fahren, der Bahnhof ist auf Meeresniveau in Éze plage, von dort könnt Ihr den Bus nach Éze vieux village nehmen.
Auch schön ist es, nach Éze vieux village hochwandern (auf dem sentier Nietzsche).
Das Taxi ist auch eine Option, um den Aufstieg zu entgehen. Und Ihr habt dann keine Sorgen mit den Parkplätzen. Allerdings würde ich nach wandern die Anreise mit dem Auto empfehlen. Die Aussicht ist fantastisch, ihr kommt an einem beeindruckenden Aussichtspunkt vorbei, wo Ihr unbedingt halten sollte.
Egal, wie Ihr hochkommt: Nehmt Euch auf jeden Fall Zeit für die Aussicht.
Wenn Ihr mit dem Auto kommt, habe ich ein paar Tipps für Euch.
Diese Tour ist am schönsten bei klarer Sicht.
Musik für die Anreise: Zazie – Speed
Èze wurde erstmals im 4. Jh. erwähnt und hat ca. 2.300 Einwohner (Stand 2017). Das Dorf thront wie ein Adlerhorst auf seiner 430 m hohen Bergspitze und bietet neben seinem mittelalterlichen Charme (das älteste Gebäude, die Chapelle de la Sainte Croix wurde 1306 erbaut) und den autofreien Gässchen einen beeindruckenden Blick über das Mittelmeer und bei gutem Wetter sogar bis zum Massif de l’Esterel im Westen und Korsika im Süden.
Auch wenn Èze in jedem Reiseführer steht, gehört es dennoch zu den Must-See‘s der Côte d’Azur. Das Mittelalterdorf ist sehr gut erhalten und wird mit Hingabe gepflegt. Ihr könnt Euch im Ort wunderbar verlieren ohne verloren zu gehen, denn so lange Ihr aufwärts geht, erreicht Ihr zwangsläufig den höchsten Punkt und dann geht es wieder runter und zurück zum Eingang. Auf dem Weg solltet Ihr aber auch unbedingt mal rechts und links abbiegen, dort könnt Ihr manch unerwartete Schönheit entdecken.
Èze liegt auf halber Strecke zwischen Nizza und Monaco im Hinterland und hat den unschätzbaren Vorteil, dass zu seinen Füßen das türkis-blau schimmernde Mittelmeer liegt. Wenn Ihr am höchsten Punkt des Dorfes steht, habt Ihr die phänomenalste Aussicht über das Meer und die Region! Diesen Blick gibt es nur hier. Und bereits die Hinfahrt ist ein besonderes Ereignis. Die Serpentinen der Moyenne Corniche schrauben sich den Berg hoch und hinter jeder weiteren Kurve stockt einem erneut der Atem wegen der fantastischen Landschaft und dem unglaublich schönen Ausblick.
Èze ist ein typisches und obendrein wunderhübsches Beispiel für ein village perché. Das bedeutet, es hat eine Bauweise, die typisch für das Mittelalter ist: das Dorf thront auf einer Bergspitze, die Außenwände der äußersten Häuser sind fast fensterlos und bilden gleichzeitig die Stadtmauer, die dadurch schwer von Feinden einzunehmen war. Außen wohnten die ärmeren Bewohnern, je wohlhabender desto zentraler in der Dorfmitte lag die Wohnstätte. Alle Gebäude haben eine geringe Grundfläche, sind dafür aber ziemlich hoch. Oft gab es zwei Keller und drei Stockwerke übereinander, wobei jede Etage nur ein Zimmer hatte. In den äußersten Häusern waren auch noch Ställe oder Werkstätten untergebracht.
Wir starten am großen Parkplatz am Fuß der Altstadt und gehen erstmal die Moyenne Corniche ein Stück entlang, über die Brücke
Hier müsst Ihr UNBEDINGT herkommen! Falls Ihr mit dem Auto die Moyenne Corniche hochkommt, könnt Ihr hier auch Euren ersten Stopp einlegen.
Setzt Euch hier auf eine der Bänke und lasst dieses unglaubliche Panorama wirken. Vielleicht nehmt Ihr Euch das Frühstück mit, oder einen Apéro? (Aber schön den Müll aufräumen, gelle?)
Der Ausflug heute wird ein wenig anstrengend, es gibt viel zu laufen, viele Höhenmeter, viele Menschen, viel zu gucken. Nutzt die Ruheoasen, die sich bieten und sammelt Kräfte. Kommt zu Euch und bei Euch an. Wir haben es nicht eilig. Aber es wäre wirklich schade, wenn Euch dieses unglaubliche Panorama nicht für immer in Erinnerung bleiben würde.
Musik für die Aussicht: You & Me – Meute
Genießt, was Ihr seht. Lasst Euch Zeit.
Av. du Jardin Exotique, 06360 Èze
Ab dem großen Parkplatz am Fuß von Éze geht es weiter. Ja, wir müssen jetzt da hoch 🙂
Schon kurz nach dem ersten steilen Stück kommt Ihr an einem ersten interessanten Detail vorbei: dem Schild des sentier Nietzsche. (Seid Ihr hier hochgekommen?) Auf jeden Fall könnt Ihr den Weg bis runter zum Meer wandern und mit der Bahn weiter- oder mit dem Bus wieder zurückfahren. Die Sportlichen können natürlich auch wieder hochwandern.
Friedrich Nietzsche hat im Winter 1883/84 einen Teil seines Werkes “Also sprach Zarathustra” an der Côte d’Azur geschrieben und soll gern diesen nach ihm benannten Wanderweg von Éze Plage nach Éze Village benutzt haben.
Aber jetzt gehen wir erstmal weiter über die Treppe, der Weg führt links am Berg hoch, so dass Ihr die Aussicht genießen könnt. Sobald Ihr den Torbogen passiert habt, lasst Euch einfach treiben. Biegt auch mal ab, schaut Euch die Geschäfte an, vielleicht findet Ihr ein nettes Souvenir, verliert Euch. Wenn Ihr eine kleine Pause von dem ganzen Trubel braucht, dann gehen wir zur Église Notre-Dame-de-l‘Assomption. Ihr müsst nicht reingehen, wenn Kirchen nicht so Euer Ding sind, aber schon der Vorplatz hat eine wunderbar entschleunigende Wirkung, wie die Fahnen neben den Parasol-Pinien stehen, vielleicht in einer Brise sanft wehen. Am beeindruckendsten finde ich immer, wie man nur einmal kurz Abbiegen muss und plötzlich ist die Stimmung so anders. Erholt Euch hier ein bisschen und wenn Ihr so weit seid, geht es weiter.
Die neoklassizistische Kirche Notre–Dame de l`Assomption stammt aus dem 18. Jh. und wurde auf den Grundmauern einer Kirche aus dem 12 Jh. erbaut.
Musik für eine kleine Erholung zwischendurch: Fleurie -Breathe
Am höchsten Punkt von Éze findet Ihr einige Restaurants und salon de thés (dort gibt es auch “richtiges” Essen, nicht nur Tee. Aber es ist nicht so teuer und aufwendig wie in vielen Restaurants). Ihr könnt den Platz nicht verfehlen, die riesigen Platanen werdet Ihr auf jeden Fall erkennen.
Die Sammlung an exotischen Pflanzen im Botanischen Garten ist beeindruckend. Und auch für diejenigen, die mit Pflanzen und Gärten nicht viel anfangen können, lohnt sich ein Besuch, denn er liegt auf der Bergspitze und wurde um die alte Burgruine aus dem 12. Jh. herum angelegt. Ein Rundweg führt an einer unglaublichen Anzahl von exotischen Pflanzen vorbei. Macht eine Pause auf den Bänken am Wasserfall, hier ist Schatten.
Von dem Platz mit den ganzen Restaurants führt eine Treppe runter und rechts eine winzige Gasse nach oben. Man verwechselt sie leicht mit einer Einfahrt. Aber dort befindet sich ein Eingang zum Jardin Exotique.
Auch hier in dem Park geht es ordentlich bergauf und bergab. Ich kann Euch nur empfehlen, diesen Park nicht außen vor zu lassen, ungeachtet der Eintrittsgebühren. Ihr werdet die schönste Aussicht auf die Region verpassen! Und schließt nicht von der Größe des Kassenhäuschens auf die Größe des Parks – der ist riesig!
Musik für den Garten: Diviners, Dom Robinson – Flowers
Und für diese spektakuläre Aussicht: Ane Brun – One
Vielleicht habt Ihr schon gelesen, dass hier in der Gegend die Parfümherstellung beheimatet ist? Tatsächlich wurde seit dem 14. Jahrhundert in Grasse Parfüm hergestellt. In der Umgebung von Grasse wurden die Rohstoffe für die Gewinnung der ätherischen Öle angebaut: Feilchen, Rosen etc. Und wir befinden uns hier in Éze mittendrin. Grasse ist nicht weit, die Anbaugebiete waren früher überall in den umliegenden Bergen verstreut – deswegen findet Ihr eine kleine Depandance von einem der 3 großen Parfümhäuser aus Grasse auch am Ortseingang von Éze. Ihr kommt jetzt auf dem Weg zum Auto direkt daran vorbei, vielleicht findet Ihr ein hübsches Mitbringsel, was Euch an diesen Tag erinnert. Und falls Ihr Lust dazu habt, dann könnt Ihr auch Euer eigenes Parfüm herstellen, allerdings in Grasse. (Anmelden!) Das ist dann ein absolut einmaliges Mitbringsel (aber keine Angst, es gibt einen Kurs, ihr werdet nicht alleine gelassen mit den ganzen Zutaten. Es kommt auf jeden Fall etwas gut riechendes heraus 🙂 Ein Spaß für groß und klein.)
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